Tagung: Systemrelevant? Feministische Perspektiven

11.-13.06.2021 | online | TUM Chancengleichheit ist Mitveranstalterin | War der Begriff 'Systemrelevanz' in der Finanzkrise 2008/09 noch ein Argument zur Bankenrettung, hat er in der Coronakrise eine Ausweitung in eine ganz andere Richtung erfahren. Während manche Fachleute in der Ökonomie meinen, die aktuelle Situation sei aufgrund der Aufrechterhaltung der "systemrelevanten" Industrieproduktion und der Arbeitsplätzesicherung durch Kurzarbeit nicht gar so schlimm, erleben viele Menschen derzeit eine durchaus tiefgreifende Krise. Sie leiden unter den sozialen und finanziellen Einschränkungen, unter prekäreren Bildungsbedingungen, schwierigen Fürsorgeverhältnissen und oftmals auch unter der Gefährdung der beruflichen Existenz. Allen fehlt die Kultur, den Kulturschaffenden fehlt ihre Arbeit. Gerade für die von der Krise am stärksten Betroffenen heißt "Systemrelevanz" etwas ganz anderes als die Aufrechterhaltung von "shareholder value" oder Wachstumsquoten, die zudem durch die ökologische Krise stark an Legitimität eingebüßt haben. Viele erleben als "systemrelevant" vielmehr die personelle und materielle Unterstützung durch Pflege- und Betreuungseinrichtungen, medizinische Versorgung, bürgerschaftliche und private Netzwerke sowie staatliche bzw. kommunale Angebote unterschiedlichster Art, die ihnen helfen, die Krise zu meistern.

Bild: ev-akademie-tutzing.de